Was ist eine komplette Historie und Originalzustand wert ?

Hi Wolfgang,
anhand der alten (vor Euro- Kennzeichenschrift, also ohne H) muss der silberne ( US) Münsteraner schon sehr lange ( über 20 Jahre) in Deutschland zugelassen sein. Auch ist das Foto schon älter, hat noch eine AU Plakette.
Also Vorsicht
Ciao Frank

 

Frank, es IST ja seiner, den er schon länger sein Eigen nennt...
Kein Offertenfoto.


Michael

 

Hallo, Wolfgang,

kennst Du solche Survivor in Deutschland?

Wenn ich höre, dass neue Pagoden in Deutschland nach 3 Jahren meist neue Kotflügel bekamen, die Amis über Jahrzente ihre Wagen während des Wochenendeinkaufs überjauchen liessen und seit 30 Jahren weltweit Pagoden am Fließband restauriert werden, sehe ich schwarz.

Ich erinnere bei der Gelegenheit an den vermeintlichen Survivor für 200.000 (oder so, in welcher Währung auch immer) neulich in England, ein grauer 230er mit Skiträger, der sich bei genauem Hinsehen - und ich habe erst verzückt, dann genervt lange hingesehen - als gefummelt und geschummelt erwies.

Erfrischend finde ich, dass solche Objekte, wenn sie dann auftauchen, die Gemeinde spalten. Die einen kriechen rein, die anderen ertragen schon die Haarisse im Lenkrad nicht.

Meine Motorräder sehen auch alle aus wie Survivors - sind sie aber in der Regel nur zu 50 bis 60 Prozent. Der Rest ist liebevoll, weil für mich, und über Jahre ergänzt. Nur haben Motorräder eben kaum Blech.

Wenn ein zweiter Survivor bei Dir auftaucht, freue ich mich über ein Zeichen von Dir.

Grüße
Remco

 

Hallo,
Pagoden im Erstlack sind so gut wie nicht mehr vorhanden. Viele behaupten zwar eine Erstlack-Pagode zu besitzen, bei genauen Hinsehen stellt man immer wieder fest, dass es nicht stimmt. Ich war 6 Jahre lang auf der Suche nach einer Erstlack-Pagode für einen guten Kunden, habe über 10 angeblich total orig. Pagoden in USA besichtigt. Letztendlich habe eine 1-Hand Pagode gefunden, bei der die linke Seite nachlackiert worden ist und die betagte Erstbesitzerin konnte sich daran nicht errinern. Man kann immer Glück haben und so ein Auto im bezahlbaren Bereich finden, aber die Wahrscheinlichkeit geht gegen Null. Ich habe Glück gehabt und ein unberührtes Ponton Cabrio gefunden.
Gruß
Jürgen

 

Oder wie Ray Charles schon sagte: What'd i say.

 

Hallo, das ist bei 50 Jahre alten Fahrzeugen eben echt schwer mit "Original". Was bedeutet das eigentlich? Meine Pagode z.B. hat in den frühen 80ern mal einen kleinen Auffahrunfall verursacht, es scheint nix wildes gewesen zu sein. Nicht lange gefackelt und es wurden ein neuer Bug und neue Kotflügel montiert. Alles brauchbar gut gemacht mit Original MB-Teilen. Aber: Sicken der Scheinwerfer vergessen oder einfach nicht gemacht. Der Verkäufer hat erzählt, dass ihn viele Leute aus Deutschland angerufen haben und als erstes nach den Sicken gefragt haben. Als er sagte, dass das Fahrzeug keine Sicken hat wegen des Frontschadens vor 30 Jahren wollte das Auto keiner mehr, selbst nicht für diesen damals lächerlichen Preis und auch obwohl alles perfekt dokumentiert war, das der Wagen ansonsten permanent sachkundig gewartet wurde und der Verkäufer 300 Bilder online hatte, wo man wirklich jede Schraube anschauen konnte. Keine Sicken, kein Kauf. Bekloppt.

Dieses Jahr ist ein Miura für großes Geld wegggangen. 11 Vorbesitzer und ein Werks-Tauschmotor. Aber alles dokumentiert. Es wurde immer viel gemacht und repariert, in 50 Jahren intensiver Benutzung geht halt mal was kaputt, aber das war auch der Vorteil des Wagens. Null Wartungsstau. Einsteigen und Losfahren weil das Ding einfach immer in Benutzung war. Das ist am Ende vielleicht das bessere Auto als ein "Survivor", der Ende der 1980er Jahre zum letzten mal neue Bremsflüssigkeit bekommen hat.

Muss aber jeder selber wissen.

Gruß, Martin

 

Martin, was nicht außer Acht zu lassen ist:
Die 11 dokumentierten Vorbesitzer der Italo-Flunder sind ein illustres Schlaglicht auf die Society von gestern und vermutlich interessanter als die aktuelle GALA.
Dagegen ist die olle Mrs. Candler bei uns in der Datenkarte nur eine vertrocknete Millionärsgattin aus Florida. Hoffentlich hatte sie wenigstens lila Haare.

 

Hallo zusammen,

da kann ich mich ja glücklich schätzen. Bei der Lackierung in Breslau im Jahr 2005 haben wir festgestellt, dass die komplette Karosse und auch der Unterboden ungeschweißt und aus erstem Blech ist. Das ist alles im Bilde festgehalten und in meinem Archiv. Allerdings war trotz Hohlraumversiegelung im letzten Jahr das Heckblech dran. Da hatte der Zahn der Zeit gut genagt und Rost beschert. Es wurde komplett erneuert mit entsprechender Fotodoku.

Ansonsten ist mir die Historie meiner Pagode relativ egal. Sie ist in den USA gewesen, aber wohl in FFM ausgeliefert an einen Soldaten der Streitkräfte. Aber einen Beweis dafür habe ich auch nicht. Nur HÖREN SAGEN..... Ich will meine Pagode fahren und genießen. Und das Gefühl habe ich auch ohne ein "Gebetbuch der Historie"...... und ich möchte nicht wissen, was da alles reingeschrieben wird und geglaubt wird.

Gruss aus dem Fürst-Pückler-Land

Stephan

 

Wie so oft erledigen sich die Probleme von selbst .

 

Schade, manchmal muss man einfach machen. Als meiner zum Verkauf stand sagte der Verkäufer ganz klar, der erste der im ein Deposit schickt hat den Wagen. Ich war halt der Erste. Der Preis war damals halt so lächerlich, dass ich den Wagen selbst mit schwersten Mängeln für mindestens das Gleiche wieder losbekommen hätte. Jugend muss wagen. Vermutlich wäre das bei dieser Pagode nicht so gewesen. Die Amis wissen auch mittlerweile wie die Preise stehen. Weitersuchen, es gibt keine einmaligen Gelegenheiten. Die Preisspirale ist ja in diesem Jahr leicht abgekühlt, bei mir damals stiegen sie quartalsweise von Messe zu Messe und von Auktion zu Auktion. Gruß, Martin

 

Wolfgang,
zu welchem Preis wurde das Fahrzeug denn angeboten?
Hans-Georg

 

Ich denke 85000 Dollar wie er geschrieben hat.

 

das ganz ist eine frage des glaubens. es gibt viele menschen, die noch an vollrestaurationen glauben, und wirklich gute autos ihrer geschichte berauben, indem sie einen banalen, vollrestaurierten zombie daraus machen sowie die anderen, die originalität zu schätzen wissen. wenn ein auto marode ist, und es keine andere möglichkeit ausser einer restauration gibt ist das legitim. aber wirklich original ist ein auto nur ab werk. jede restauration ist ein eingriff in die geschichte und danach ist er eben NICHT mehr original. die deutschen sind da leider noch nicht so weit, so dass noch auf teufel-komm-raus alles komplett zerlegt und ein einen 'besser als neu' zustand verschlimmbessert wird.

ich gehöre zur gruppe derjenigen, die das wir die engländer sehen, wo ein restaurierter wagen gegenüber einem unangetasteten original immer deutlich weniger erzielt. dazu gibt es viele belege, am besten jedoch die ergebnisse der top-auktionshäuser.

an deiner stelle würde ich mir der besonderen stellung dieses autos bewusst bleiben, ihn halten und abwarten. denn klar ist, dass es in 10 jahren sowas wohl nicht mehr geben wird. und dann sind echte originale noch viel besonderer, als heute. ich selber kenne nur zwei wirkliche top-pagoden, die komplett original sind, eine davon hier im forum in münchen....

insbesondere, wenn der wagen sauber dokumentiert ist, mit haltern, service- und reparaturnachweisen, damit auch dem kilometerstand, ist auf lange sicht mit erheblichem mehrwert gegenüber einem selbst besseren, aber resturierten, fahrzeug zu rechnen. in england sind das heute schon gute 20%.....

die zeit spielt für dich !

viele grüsse

TBI

 

Hallo Tobi,

bei allem Respekt vor Deiner Meinung. Eine Restaurierung ist meines Erachtens keine Zerstörung der Geschichte sondern eine Fortschreibung!

Wenn das Auto vorher nicht dokumentiert war, dann hatte es keine Geschichte. Man hat im maximal den Gebrauch angesehen; kennt aber den Hintergrund / die Geschichte nicht.

Wenn es dokumentiert war, dann hat es nach der dokumentierten Restaurierung auch weiterhin eine Geschichte. Eine fortgeschriebene.

Meine ich.

Gruß Thomas