[Datenkarte] Eure Daten sind gefordert

Hallo Achim,
wie geheim ist geheim?
Wenn Engelen in seinem Buch ein "Einsatzdatum" angibt dann würde ich annehmen es ist das Herstellungs- (Fertigstell-/Endabnahme-)-Datum. Für ihn gab es anscheinend eine niedrigere Geheimstufe.
Ich hatte immer angenommen, dass mein 230SL am 15. Mai 1964 hergestellt wurde. Das Stempeldatum auf der Datenkarte ist: AUG 8, 1964.

 

Servus zusammen,

der Stempel auf der Datenkarte erfolgte - in der Sprache der Werker - am Tag vom sogenannten "Finish" oder bei der Schlussabnahme, siehe unten, nachdem das Fahrzeug komplett ist.

Vom Tag, an dem der Rohbau der Karosserie beginnt, bis zur Schlussabnahme vergingen damals üblicherweise zwei Tage und oft auch mehr, wenn irgendetwas fehlte oder nicht passte.

Der gesamte Produktionsablauf ist für jedes Fahrzeug penibel handschriftlich dokumentiert, mit allen Bemerkungen was nicht nach Plan lief und/oder nachgearbeitet werden musste, und diese Dokumente sind - falls überhaupt noch vorhanden - tatsächlich nur ganz wenigen Personen im Konzernarchiv zugänglich.

Cheers vom Tom

 

Interessante Reihenfolge...erst die Heizung und dann der Wischermotor...

 

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Naja, heute geht keiner mehr hin und tauscht im Werk n Seitenteil aus. Kumpel von mir war bei Porsche in der "Nacharbeit", der hat die Dellen rausgedrückt die man in der Produktion reingehauen hat, hatte gut zu tun... Die Nacharbeit für eine fertig lackierte Karosserie durfte damals schon max. 45 Minuten betragen, alles was darüber hinaus ging landete als Karosserie im Schrott und wurde neu gebaut. Trotzdem kommt es auch heute noch vor, dass die Fahrzeuge in der Produktion leicht beschädigt werden und teilweise nachlackiert das Werk verlassen. Ebenso sind Transportschäden auf dem Weg zum Händler keine Seltenheit. Probleme und Streit gibt dass dann regelmäßig bei Leasingfahrzeugen...

 

@Michael, genau, wie Sinan sagt, bitte nicht so streng sehen; das ist der Stand von 1979 für den 107er, hätte ich noch hinzufügen sollen; beim 113er waren die Abläufe im Innenausbau bestimmt etwas anders ...

 

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Servus zusammen,

für mich kam dieses Jahr Weihnachten früher, denn in einem ersteigerten Kundendienstheft aus dem Jahr 1964 lag noch - tataaaaa - die Datenkarte; und weil es immer noch besser kommen kann, lag die zweite Datenkarte gleich daneben, siehe unten.

Das heisst, wir haben jetzt zwei originale Datenkarten aus dem Juli 1964, die mit den bisher bekannten, grobkörnigen, schwarz-weißen Photos der ersten 230 SL exakt übereinstimmen.

Und es kommt noch besser: Diese Datenkarten hatten bereits eine Rückseite in fünf weiteren Sprachen, i.e. Englisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch und Italienisch mit freien Feldern für die Auftragsnummer, Kundenname und Kundenadresse --- alles in DB-Petrol gedruckt.

Die Datenkarte 1 und 2 unterscheiden sich nur im Text zu Ziffer 3, i.e.

• Datenkarte 1: "3 Bei den Wagenpapieren aufbewahren"
• Datenkarte 2: "3 Bei dem Kundendienst-Serviceheft aufbewahren"

Der Erstbesitzer dieses 190 D ist glücklicherweise dieser Aufforderung nicht nachgekommen.

In dieser Datenkarte ist auch das Datum nicht in der dritten Formularzeile gestempelt, wie bei vielen anderen Datenkarten aus dieser Zeit, sondern im Feld "Übernahmetag" unten links mit Schreibmaschine eingetragen. Weiter befinden sich zwei weitere Kürzel oben rechts mit der gleichen Schreibmaschine, die vermutlich vom Händler stammen.

Und jetzt bin ich gespannt, was ihr noch entdeckt ...

Cheers,
Tom

 

Hallo, das 190Dc meint, dass es kein 190D oder 190Db ist, den es auch gab. Der 190D und Db sind Ponton, der 190Dc eine Flosse. Das ist meine Interpretation.

https://de.wikipedia.org/wiki/Mercedes-Benz_W_121#190_/_190_D_(1956–1959)
https://de.wikipedia.org/wiki/Mercedes-Benz_W_121#190_b_/_190_Db_(1959–1961)
https://de.wikipedia.org/wiki/Mercedes-Benz_Baureihe_110#190_und_190_D_(1961–1965)

 

Hallo,
es handelt sich um eine Heckflosse,
W110.110, 190Dc Diesel, Automatik
Bauzeit: 06/1961 - 08/1965
Motor: OM 621 III
Leistung kw/PS: 41/55 bei 4200 1/min
Beschleunigung 0-100: 28,2 s
Höchstgeschwindigkeit: 133
Stückzahl: 223820
Basispreis 1962: 10.450 DM
...WRe

 

Servus zusammen,

anbei die Datenkarte eines der ersten 1963er 230 SL, die im Format exakt mit dem 1964er 190Dc übereinstimmt ...

Cheers vom Tom

PS: Das Rufzeichen nach der 230 SL ist übrigens keine Verstärkung; Fahrzeugtyp und Produktionsdaten wurden seinerzeit mit einer Olympia "Monica" Schreibmaschine auf dem Formular nachgetragen, und der Schreibkraft ist beim Tippen einfach der kleine Finger vom "L" auf das darunterliegende "!" abgerutscht. Es muss wohl recht hektisch zugegangen sein.

 

Wirklich das Glück bzw. Erfolg des Tüchtigen!

Vielleicht liegt ja dann nächstes Jahr eine Blankodatenkarte unter meinem Weihnachtsbaum...???

Einen wunderschönen Advent wünscht
Oliver

 

Lieber Oliver, liegt schon auf dem Zeichenbrett wie Du nur drauf gekommen bist ... ?

 

Kann ich bestätigen. Lt. Datenkartenkopie besitze ich einen 230 S1. (mit Punkt.)



Gruß
Frank

 

Lustig, lieber Frank, denn hier ist gleich ein doppelter Fehler passiert.

Und zwar haben die Schreibkräfte bei Mercedes-Benz statt der

0 (Null) --> o (kleines O)
1 (Eins) --> l (kleines L)​

getippt, siehe unten in meiner Fahrgestellnummer; ganz alte Schreibmaschinen hatten überhaupt keine "1"- und "0"-Tasten, wahrscheinlich war das bei Mercedes-Benz noch so weitergeführt, denn die Olympia Monica hatte diese beiden Tasten bereits.

Die Schreibkraft hat bei Deiner Datenkarte dann vermutlich im Kopf das "grosse L" vom "SL" mit dem "kleinen L" für "1" verwechselt und deshalb die Umschalttaste nicht gedrückt, und kam deshalb beim Abrutschen ohne Umzuschalten auf die "."-Taste, sonst wäre es auch ein "!" geworden.

Mercedes-Benz hatte natürlich elektrische Schreibmaschinen und da konnte so ein Fehler schnell passieren.

Cheers vom Tom

 

Hallo Tom,
habe gerade das Foto der Fahrgestellnummer Deiner Pagode gesehen.
Meine Pagode hat die nächste Fahrgestellnummer, also eine Zahl höher. Somit sind unsere beiden Pagoden sozusagen „Geschwister“.
Viele Grüße
Uwe

 

Wow, lieber Uwe; ich schicke Dir gleich eine PN ...

 

Toll!

 

Servus zusammen,

Uwe und ich haben inzwischen die Datenkarten unserer Autos mit den beiden aufeinanderfolgenden Fahrgestellnummern -1370 und -1371 nebeneinander gelegt, siehe unten, und folgendes festgestellt.

• Prägung der Karosserieschilder mit Produktions- und Aufbau-Nr. fast zeitgleich; Differenz 3

• Rohbau ff erfolgte im Abstand einer Schicht-Nr.

• Beide Autos sind in unterschiedlichen Farben lackiert - 050 und 158 - kamen also etwas zeitversetzt und vermutlich aus verschiedenen Lackierstraßen

• Die Fahrgestellnummer wird nach der Lackierung in der Produktionssteuerungszentrale (PSZ) vergeben, siehe unten; dort steht ein Monitor, der über eine Videoverbindung das Karosserieschild mit der Produktions- und Aufbau-Nr. zeigt, sobald die Karosserie die Lackierstrasse verlässt; mit den Daten vom Karosserieschild wird dann in der PSZ der Produktionsdatensatz aufgerufen und das Fahrwerk mit der entsprechenden Kombination von Motor, Getriebe, etc. manuell herausgesucht, zugeordnet und diese Karosserie bis zum richtigen Moment "rangiert"; die Fahrwerke sind unmittelbar vor der Zusammenführung der beiden Produktionslinien in einer Art Harfe "geparkt" - erst jetzt wird die Ur-Datenkarte ausgedruckt, und zwar nur die ersten zwei Zeilen mit den Bestelldaten und der gerade eben erst neu vergeben Fahrgestellnummer --- Anfang der 1960er Jahre eine digitale und logische Meisterleistung

• In unserem Fall standen die Fahrwerke (mit Motor, Getriebe, Achsen, Lenkung, etc) vermutlich hintereinander, sind aber nicht zum gleichen Zeitpunkt abgerufen worden

• Der SL von Uwe war schon einen Tag früher an einem Mittwoch fertig

• Die Schreibkraft, die den Rest der Datenkarte während der Endkontrolle mit einer Schreibmaschine manuell ausfüllt, war lustigerweise identisch - "F." - nur dass meine Datenkarte ohne Tippfehler geschrieben war

Trotz aller Gemeinsamkeiten gibt es aber auch deutliche Unterschiede

• 180 Motornummern früher/später
• 218 Getriebenummern früher/später
• 586 Vorderachsennummern früher/später
• 46 Hinterachsennummern früher/später

Auch gibt uns die Jahreskennung "0" in der Auftragsnummer von Uwe Rätsel auf, denn dass dieser Auftrag schon 1960 erteilt wurde, erscheint uns eher unwahrscheinlich.

Wir sind gespannt, was ihr seht ...

Cheers,
Tom